Ein nationalsozialistischer Lehrer am Wilhelm-Hittorf-Gymnasium? Wahrheit oder Lüge?!

Sarah Griebler, Pauline Hemelt

Schulen: Wilhelm-Hittorf-Gymnasium; Wilhelm-Hittorf-Gymnasium;
Jahrgangsstufen: 9
Beitragsart: Textbeitrag
Vorhandene Dokumente: Beitrag, Arbeitsbericht
Wettbewerb: Ärgernis, Aufsehen, Empörung: Skandale in der Geschichte (2010-2011) (Detail)
Zeitraum von: 1962
Zeitraum bis: 2011
Signatur: 4 SAB 843
Umfang: 34 S.
Auszeichnungen: nicht erfasst
Untersuchte Orte: Wilhelm-Hittorf-Gymnasium, Münster
Persönlichkeiten: nicht erfasst
Institutionen: nicht erfasst
Tutoriert: Ja
Beitragszusammenfassung:

1962 kam es innerhalb des Wilhelm-Hittorf-Gymnasiums in Münster zu einem internen Skandal: Ein Geschichtslehrer ließ in seinen Unterricht mutmaßlich kriegsverherrlichende, antidemokratische und antisemitische Äußerungen und Meinungen einfließen. Als ein Vater eines Gymnasiasten von seinem Sohn davon erfahren haben wollte, beschwerte er sich offiziell beim Schulleiter über diesen Gesinnungsunterricht. Die Vorwürfe werden jedoch nicht nur vom betroffenen Lehrer als absurd dargestellt, sondern zugleich vom Schulleiter, der den Lehrer als lediglich ausgeprägte Autoritätsperson in Schutz nahm, entkräftet. Nachdem schließlich der Schulleiter vom anschuldigenden Schüler ein Attest über dessen psychische Gesundheit einforderte, verlief sich der Konflikt innerhalb des Gymnasiums, indem der Schüler in eine andere Klasse versetzt wurde – in der er schließlich seine Schullaufbahn bis zum Abitur erfolgreich abschloss. Auch der betroffene Lehrer blieb bis zu seiner Pensionierung in Diensten des Gymnasiums. Ein öffentliches Echo kam – auch wegen der medialen Unkenntnis – nicht auf. Der Beitrag versucht, über Zeitzeugenbefragungen und Akteneinsicht den Konflikt nachzuzeichnen und die Positionen der beteiligten Parteien nachzuvollziehen. Dabei werden auch individuell-biografische Hintergründe, wie die DDR-Vergangenheit des möglicherweise übersensibilisierten Vaters ebenso wie die tatsächliche Militär-Karriere des kritisierten Lehrers berücksichtigt. Der sich damals beschwerende Schüler zeigte sich jedoch verschlossen gegenüber jeglicher Befragung; einzig ehemalige Schüler des kritisierten Lehrers, die nun selbst Lehrer am Hittorf-Gymnasium sind, erinnerten sich an einen teilweise militaristischen, sicher autoritären, zugleich aber auch sympathischen Charakter, mit dem nicht immer konformistische Schüler, wie hier der Fall, durchaus Schwierigkeiten bekommen konnten. Als Fazit halten die Autorinnen fest, dass in diesem „Skandal“ Aussage gegen Aussage steht. Ein objektives Urteil scheint aus der Außenperspektive damals wie heute kaum möglich, sodass schließlich der Schulleiter, der seinen Kollegen verteidigte, den Ausgang des Konflikts entschied.