„Stimmungsmache“ im schwarzen Münster. Ein Skandal um politische Meinungsfreiheit in den 50er Jahren

Kristina Kintzinger

Schulen: Kardinal-von-Galen-Gymnasium;
Jahrgangsstufen: 10
Beitragsart: Textbeitrag
Vorhandene Dokumente: Beitrag, Arbeitsbericht
Wettbewerb: Ärgernis, Aufsehen, Empörung: Skandale in der Geschichte (2010-2011) (Detail)
Zeitraum von: 1946
Zeitraum bis: 1964
Signatur: 4 SAB 904
Umfang: 32 S.
Auszeichnungen: nicht erfasst
Untersuchte Orte: WWU Münster
Persönlichkeiten: Hagemann, Walter
Institutionen: nicht erfasst
Tutoriert: Ja
Beitragszusammenfassung:

Die Arbeit betrachtet, wie der Münsteraner Professor für Publizistik, Walter Hagemann, sich nach einem Besuch Hiroshimas bei vielen Gelegenheiten vehement gegen die Atompolitik der Bundesrepublik wendet. Dass das CDU-Parteimitglied dies in seiner Rolle als Universitätsprofessor mit Parolen wie „Lieber rot als tot“ tat und sogar im Rahmen eines DDR-Besuches die dortige Friedenspolitik lobte, erschien vielen Zeitgenossen als zu ahndendes, skandalöses Verhalten. Im Vorgehen gegen ihn vermischte das nordrhein-westfälische Kultusministerium die politischen Vorwürfe mit privaten, als es ihm unrechtmäßige Beziehungen zu Studentinnen zur Last legte. Im Zuge eines sich in die Länge ziehenden und auf seine Verurteilung hinauslaufenden Prozesses floh Hagemann am 14. April 1961 schließlich mit einem gefälschten Pass in die CSSR, wollte aber weiterhin seine Ansprüche gegenüber der Universität Münster geltend machen, die darauf fortwährend mit einer Vermischung beider Vorwürfe reagierte. Jedoch trat er im Juli selben Jahres die Professur für „Imperialismus“ an der Berliner Humboldtuniversität an. Nach Ansicht der Verfasserin zeigt der Fall Hagemann, dass im Fokus öffentlicher Aufmerksamkeit politische Sachverhalte schnell mit moralischen Dimensionen und Argumentationen vermischt werden. Die den Vorfall sehr genau abbildende Arbeit macht deutlich, wie beide Ebenen voneinander getrennt werden können – eine Leistung, die im polarisierten politischen Klima der späten 1950er Jahre jedoch kaum denkbar gewesen wäre.