„Sünder und Heiliger“. Ein Theaterskandal aus Münster

Josefien Kieppe, Maren Kopka

Schulen: Geschwister-Scholl-Gymnasium; Geschwister-Scholl-Gymnasium;
Jahrgangsstufen: 7
Beitragsart: Textbeitrag
Vorhandene Dokumente: Beitrag, Arbeitsbericht
Wettbewerb: Ärgernis, Aufsehen, Empörung: Skandale in der Geschichte (2010-2011) (Detail)
Zeitraum von: 1955
Zeitraum bis: 2011
Signatur: 4 SAB 879
Umfang: 35 S.
Auszeichnungen: nicht erfasst
Untersuchte Orte: Stadttheater, Münster
Persönlichkeiten: Borberg, Sven
Institutionen: nicht erfasst
Tutoriert: Ja
Beitragszusammenfassung:

Sven Borbergs Theaterstück „Sünder und Heiliger“ sollte am 6. November 1955 an den Städtischen Bühnen Münster uraufgeführt werden. Aufgrund angeblicher technischer Defekte wurde die Premiere jedoch zunächst ausgesetzt. Presserecherchen zufolge wurde die Premiere allerdings aufgrund ausstehender Zensur-Vorgänge und der vom Jugendamt aus sittlichen Gründen geäußerten Einwände gegen das Mitwirken dreier Kinder-Schauspieler verschoben. Zwei Tage später jedoch sollte der Kulturausschuss der Stadt sich selbst ein Bild vom Stück machen und wurde zur Generalprobe am Vormittag des 8. November eingeladen. Die Position des Jugendamts wurde – aufgrund noch immer „erotischer und antichristlicher Szenen“ in der bereits gekürzten Version des Stückes – bestärkt. Die am 9. November erfolgende Premiere schließlich stieß beim anwesenden Publikum auf positive Resonanz; als Vorsichtsmaßnahme war sogar die Feuerwehr mit Wasserwerfern in Position gebracht worden – musste aber angesichts des anhaltenden Beifalls für Regisseur und Schauspieler, welcher einige Pfiffe überstimmte, nicht zum Einsatz gebracht werden. Erst die in der Presse geäußerten Reaktionen machten das Stück zum Skandal: Neben der fragwürdigen moralischen Botschaft die in dem Stück transportiert worden sei, zweifelten manche Kritiker-Stimmen auch die künstlerische Leistung der Mitwirkenden an. Schließlich musste das Stück, dessen versuchte Enttabuisierung der Sexualität und möglicher Diskussionen über christliche Werte vor allem an der sehr konservativen Münsteraner Presse und engstirnig-kleinbürgerlichen Gesellschaft der 1950er-Jahre gescheitert waren, wieder vom Spielplan abgesetzt werden. In der Folgezeit wurde versucht diese Episode der Städtischen Bühnen totzuschweigen.