Gewissen gegen Parteidisziplin. Die Geschichte des Bundestagsabgeordneten Peter Nellen

Caroline Eistert, Sabine Zöller

Schulen: Wilhelm-Hittorf-Gymnasium; Wilhelm-Hittorf-Gymnasium;
Jahrgangsstufen: 10
Beitragsart: Textbeitrag
Vorhandene Dokumente: Beitrag, Arbeitsbericht
Wettbewerb: Aufbegehren, Handeln, Verändern. Protest in der Geschichte (1998-1999) (Detail)
Zeitraum von: 1912
Zeitraum bis: 1969
Signatur: 4 SAB 254
Umfang: 174 S.
Auszeichnungen: 4. Bundespreis
Untersuchte Orte: nicht erfasst
Persönlichkeiten: Adenauer, Konrad, Nellen, Peter
Institutionen: nicht erfasst
Tutoriert: Ja
Beitragszusammenfassung:

Peter Nellen war seit 1949 Bundestagsabgeordneter der CDU. Aus Protest gegen die Verteidigungspolitik Konrad Adenauers trat er 1960 zur SPD über. Die Verfasserinnen haben eine umfassende Biografie von Peter Nellen erarbeitet, in der sie seinen religiösen Hintergrund, sein politisches Engagement und deren Folgen für seine Persönlichkeit und sein Familienleben darstellen. Zunächst wird Nellens katholische Erziehung, sein Theologiestudium und die Einberufung zur Wehrmacht geschildert. Nellen kämpfte an der Ostfront. Später war er Unteroffizier in einem Strafbataillon, in dem KZ-Häftlinge zur „Bewährung“ dienten. Die Erlebnisse in dieser Einheit waren maßgebend für sein späteres Engagement für eine weit gefasste Möglichkeit der Wehrdienstverweigerung. Nach der Entlassung aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft trat Nellen aus Begeisterung über das Ahlener Programm der CDU bei und errang 1949 das Direktmandat des Wahlkreises Münster für die CDU. In der Frage der Wehrdienstverweigerung wich Nellen von der Linie seiner Partei ab und bezog offen Stellung gegen Bundeskanzler Adenauer. Über die Frage der Atombewaffnung für die Bundeswehr kam es schließlich zum Bruch. Nellen wechselte zur SPD und blieb bis zu seinem Tod 1969 Abgeordneter. Aufgrund der persönlichen Anfeindungen, der er nun im katholischen Münster ausgesetzt war, musste der seinen Wohnsitz verlegen. Die Verfasserinnen haben Nellens politisches Engagement und dessen Folgen für ihn persönlich und seine Familie rekonstruiert. Dabei wird der religiöse Hintergrund als eigentliche Triebfeder seines Handelns ebenso deutlich, wie die Probleme, die ein Katholik in den 60er Jahren zu bewältigen hatte, der sich öffentlich zur SPD bekannte. Für ihre umfangreiche Darstellung haben die Schülerinnen Zeitungsartikel gesichtet, Archivalien aus dem Nachlass Nellens, der sich im Archiv der Friedrich-Ebert-Stiftung in Bonn befindet, ausgewertet sowie Zeitzeug*inneninterviews mit Verwandten des Politikers geführt.