Glück im Unglück. Die Flucht meiner Großmutter: Vom Aufbruch in Gleiwitz bis zur Ankunft in Iserlohn

Berit Kristin Glück

Schulen: Marienschule;
Jahrgangsstufen: 7
Beitragsart: Textbeitrag
Vorhandene Dokumente: Beitrag, Arbeitsbericht
Wettbewerb: Weggehen - Ankommen. Migration in der Geschichte (2002-2003) (Detail)
Zeitraum von: 1919
Zeitraum bis: 2003
Signatur: 4 SAB 397
Umfang: 137 S.
Auszeichnungen: 1. Bundespreis
Untersuchte Orte: Berlin , Gliwice, Oberschlesien, Sachsen, Sudetenland
Persönlichkeiten: nicht erfasst
Institutionen: nicht erfasst
Tutoriert: Ja
Beitragszusammenfassung:

Die Verf. beschäftigt sich mit dem Thema Flucht und Vertreibung am Ende des Zweiten Weltkriegs am Beispiel der Lebensgeschichte ihrer Großmutter, die 1945 mit Teilen ihrer Familie aus Gleiwitz in Oberschlesien vertrieben wurde und mehrere Jahre nach ihrem Aufbruch über viele Zwischenstationen schließlich in ihre neue Heimat Westfalen gelangte. Die materiale Grundlage des Beitrags bilden ausführliche mündliche und schriftliche Zeitzeugenberichte und -informationen sowie eine umfassende Literaturrecherche. Nach dem Erstellen einer kombinierten Zeittafel der allgemeinen politischen Ereignisse und der biografischen Daten der Protagonistin schildert die Verf. zunächst das Leben der 1927 geborenen Zeitzeugin in Gleiwitz bis zum Ausbruch der Krieges 1939 und in der Kriegszeit bis Januar 1945. Sie beschreibt anschließend ausführlich die einzelnen Phasen der Flucht: den Aufbruch aus Gleiwitz und die Ankunft im Sudetenland, die Ausweisung und den Weg nach Sachsen, die Flucht nach Berlin 1950 und schließlich den Umzug nach Westfalen. Dabei verdeutlicht die Verf. die unterschiedlichen Interessen der Urgroßmutter, die nach Schlesien zurückkehren wollte, und der Großmutter und ihren Geschwistern, die in den Westen wollten, sowie die anfängliche Orientierungslosigkeit der Familie und die Zufälligkeit der Entscheidung für die SBZ. Geschickt verbindet die Verf. den politikgeschichtlichen Hintergrund der Ereignisse, den sie grafisch absetzt, mit der biografischen Erzählung und Zitaten aus dem Bericht der Großmutter. Sie kann auf diese Weise den komplexen historischen und biografischen Prozess selbst nachvollziehen und sichtbar machen. Trotz ihrer verwandtschaftlichen Nähe zur Großmutter nimmt die Verf. dabei eine kritische Distanz zu ihrer Hauptzeugin ein: Sie gibt an mehreren Stellen von der Großmutter abweichende Perspektiven an, sie stellt heraus, worüber die Großmutter nicht reden wollte und was durch geschicktes und geduldiges Fragen doch noch herauszubekommen war. In einem abschließenden Fazit trägt die Verf. die Kennzeichen der Flucht ihrer Großmutter noch einmal zusammen (z.B. erzwungene Flucht, überstürzter Aufbruch, Ungewissheit über Verbleib Angehöriger, Heimatlosigkeit, Orientierungslosigkeit). Außerdem reflektiert sie die Bedingungen, die die Integration in der neuen Heimat erleichtert bzw. erschwert haben.