Heinz Randow – „einer der besten Deutschen, die ich je getroffen habe“

Sarah Tesching, Rebecca Uhr

Schulen: Kardinal-von-Galen-Gymnasium; Kardinal-von-Galen-Gymnasium;
Jahrgangsstufen: 10
Beitragsart: Textbeitrag
Vorhandene Dokumente: Beitrag,
Wettbewerb: Ärgernis, Aufsehen, Empörung: Skandale in der Geschichte (2010-2011) (Detail)
Zeitraum von: 1891
Zeitraum bis: 1961
Signatur: 4 SAB 903
Umfang: 25 S.
Auszeichnungen: nicht erfasst
Untersuchte Orte: Zoo, Münster
Persönlichkeiten: Randow, Heinz
Institutionen: nicht erfasst
Tutoriert: Ja
Beitragszusammenfassung:

Im Mai 1936 wurde Heinz Randow Inspektor des „Westfälischen Zoologischen Gartens“ in Münster. Sowohl in Hinblick auf die Artenvielfalt als auch die Besucherzahlen des Zoos konnte Randow bis dahin einzigartige Leistungen und Erfolge verbuchen. Der Tiergärtner und Zoologe, der sich nach dem Ersten Weltkrieg diesem Berufszweig zuwandte und neben Tätigkeiten in verschiedenen deutschen Tierparks auch im Auftrag John Hagenbecks als Tierfänger auf Ceylon tätig war, verließ den Zoologischen Garten 1945 wieder, nachdem dieser in Folge die Kriegsjahre sowohl in weiten Teilen seiner Infrastruktur, als auch in seinem Tierbestand alles andere als unbeschädigt überstanden hatte. Als NSDAP-Mitglied aus der Arbeitslosigkeit zu seiner Stellung gekommen, setzte er während des Krieges zeitweilig französische Kriegsgefangene zur Zwangsarbeit im von ihm geleiteten Zoo ein. Die Autorinnen stellen heraus, wie Randow dabei eine gute Behandlung der Zwangsarbeiter ebenso am Herzen lag wie eine trotz der Kriegsumstände fortdauernde Erhaltung wenn nicht sogar Vergrößerung der Tierbestände des Zoologischen Gartens. Im Zuge der Entnazifizierungsverfahren wurde Randow in die vierte Kategorie – Mitläufer – eingestuft. Weder Vermögen noch Wahlrecht wurden ihm verweigert, dennoch konnte er als Zoodirektor nie wieder Fuß fassen. Als Skandal fassen die Autorinnen die Umstände der Entlassung Randows ein. Weder könne eine dezidiert nationalsozialistische Ideologie dafür als Hintergrund in Frage kommen, noch der Umstand der Zerstörung des Zoologischen Gartens, da Randows Amt schnell mit einem Nachfolger besetzt wurde. Ihren Spekulationen zufolge seien vielmehr Randows non-konformistische Attitüden – von seiner Vita mitsamt der Episode auf Ceylon, über einen freundschaftlichen Umgang mit den Kriegsgefangenen, bis hin zum Umstand, dass er auch während des für die Bevölkerung entbehrungsreichen Krieges die Tiere weiterhin fütterte, teils sogar mit Lebensmitteln – in der einflussreichen und prägekräftigen Münsteraner Bevölkerung auf Ablehnung gestoßen, die im Zuge der zahlreichen Ämter-Umbesetzungen nach dem Zweiten Weltkrieg in seine Entlassung mündeten.