Hermann Landois – der Zoogründer und seine „Wiedertäuferkäfige“

Anna Noemi Thoß

Schulen: Wilhelm-Hittorf-Gymnasium;
Jahrgangsstufen: 5
Beitragsart: Textbeitrag
Vorhandene Dokumente: Beitrag, Arbeitsbericht
Wettbewerb: Ärgernis, Aufsehen, Empörung: Skandale in der Geschichte (2010-2011) (Detail)
Zeitraum von: 1875
Zeitraum bis: 1905
Signatur: 4 SAB 901
Umfang: 20 S.
Auszeichnungen: nicht erfasst
Untersuchte Orte: Gymnasium Paulinum, Münster, Zoo, Münster
Persönlichkeiten: Landois, Hermann
Institutionen: nicht erfasst
Tutoriert: Ja
Beitragszusammenfassung:

Nach einer langen Bildungskarriere vom geweihten Priester, über Stellungen als Hauslehrer und Dozent, promovierter Philologe und Lehrer am Münsteraner Paulinum wurde Hermann Johann Theodor Landois 1869 mit 34 Jahren Professor der Zoologie in Münster. 1875 gründete er dort auf einem Grundstück mitten in der Stadt den Zoo für dessen Wachstum er sich beständig engagierte. Dorthin lagerte der Karnevalist sogar Theateraufführungen der „Kleinen Karnevalsgesellschaft“ aus. Doch die dafür entstandene Theaterbühne bildete nur den Auftakt für eine Reihe von Attraktionen, die Landois im neuen Zoo schuf. Während der baufällige Lambertikirchturm 1881 bis 1898 erneuert wurde, wurden an ihm jedoch wieder die historischen Käfige, die dort 1535 für die verurteilten Wiedertäufer angebracht worden waren, aufgehängt. Die bereits angeforderten und von der Stadt bezahlten Nachbildungen jedoch, erwarb der auch der Wiedertäuferthematik gegenüber aufgeschlossene Landois für seinen Privatbesitz – und hing sie 1887 an einem Aufsichtsturm inmitten des Zoos auf. Nach dieser Attraktion reihte sich auch Landois Wohnhaus im Zoo, die sogenannte „Tuckesburg“ mitsamt eines fiktiven Hinrichtungsplatzes und Kanonen, die früher einmal die Stadt Münster beschossen haben sollten in sein Sammelsurium ein. Die Einweihung dieser Attraktionen mündete in einem skurrilen, viele Würdenträger der Stadt diskreditierenden Festakt, den die Autorin in Worten der Literatur wiedergibt. Der in jeglicher Hinsicht unkonventionelle Landois, der sich 1900 gar zeitlebens selbst ein Denkmal errichtete, wird von der Autorin als Persönlichkeit verstanden, die provozieren und damit die Attraktivität eines Zoobesuchs steigern wollte. Von absurden Attraktionen über inszenierte Zwischenfälle während seiner Veranstaltungen bis hin zum Zuschaustellen städteplanerischer Fehlgriffe wie der Käfignachbildungen gelang ihm dies jedoch nur bedingt. Zwar dürften die Anwesenden sich befremdlich gefühlt haben, Resonanz in den öffentlichen Leitmedien der Zeit blieb jedoch weitestgehend aus. Auf die Betrachtung des „Skandals“ folgen Interviews zu familienbiographischen Bezugspunkten zum Zoo. Neben der bei der Körber-Stiftung eingereichten Textfassung liegt im Stadtarchiv auch eine erweiterte Version vor.