Johann Paul Kremer: Ein verurteilter KZ-Arzt – an Münsters Uni herzlich willkommen?

Elia Kurzawa, Constantin Lumme, Alexander Marx

Schulen: Johann-Conrad-Schlaun-Gymnasium; Johann-Conrad-Schlaun-Gymnasium; Johann-Conrad-Schlaun-Gymnasium;
Jahrgangsstufen: 8
Beitragsart: Textbeitrag
Vorhandene Dokumente: Beitrag, Arbeitsbericht
Wettbewerb: Ärgernis, Aufsehen, Empörung: Skandale in der Geschichte (2010-2011) (Detail)
Zeitraum von: 1932
Zeitraum bis: 1965
Signatur: 4 SAB 892
Umfang: 11 S.
Auszeichnungen: nicht erfasst
Untersuchte Orte: Auschwitz / Auschwitz-Birkenau, WWU Münster
Persönlichkeiten: nicht erfasst
Institutionen: nicht erfasst
Tutoriert: Ja
Beitragszusammenfassung:

Der Münsteraner Professor für Anatomie und Chirurgie Johann Paul Kremer, seit 1932 NSDAP- und 1934 SS-Mitglied wurde nach freiwilliger Meldung für das SS-Lazarett in Prag 1942 in das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau abgeordnet, wo er vom 29. August bis 18. November Dienst leistete. Skandalös erscheint den Verfassenden die grundlegende Wertverletzung, die in Kremers Fall vorliegt. Als Arzt dem menschlichen Leben verpflichtet, hat er vielmehr an ihrer Tötung mitgewirkt und seiner medizinischen Neugier mit Untersuchungen an den frischen Leichnamen Folge geleistet. Nach seiner Verurteilung zum Tode im Krakauer Auschwitzprozess 1947 kam er jedoch nach einer Begnadigung zu lebenslanger Haft 1958 aufgrund guter Führung wieder frei. Nach seiner Rückkehr nach Münster im selben Jahr wurde er auch hier wegen Mordes zu zehn Jahren Haft verurteilt, die jedoch unter Berücksichtigung seiner vorigen Haftstrafe ausgesetzt wurden. Als skandalös wurde aber auch seine Rückkehr an die Westfälische Wilhelms-Universität Münster empfunden, wo er feierlich wieder empfangen wurde. Weniger die Presse, die rein deskriptiv berichtete, noch die WWU, die sich – wie Kremer selbst – durch dessen Schicksal erschüttert sah, als vielmehr andere Universitäten und das Comité International d’Auschwitz Wien äußerten sich entsetzt.