Sozialgeschichte des Alltags (Arbeit, Wohnen, Freizeit) (1977 - 1979)
Mit drei Ausschreibungen zur Sozialgeschichte des Alltags ging der Wettbewerb ab 1977 neue Wege. Die Idee einer Demokratisierung des Geschichtsbildes wurde nun noch stärker inhaltlich gefüllt: Die Spurensuche zu Arbeit, Wohnen und Freizeit führte unmittelbar in die Lebens- und Erfahrungswelt großer Teile der Bevölkerung und nicht zuletzt in die der Teilnehmenden. Noch vor der „Geschichte von unten“-Bewegung, die in den Folgejahren den Alltag zum Forschungsfeld für eine Vielzahl lokaler Geschichtsinitiativen werden ließ, erprobte der Geschichtswettbewerb die alltagsgeschichtliche Spurensuche. Die Jugendlichen untersuchten zum Beispiel, warum bestimmte Berufe „ausgestorben“ sind, wie Maschinen den Arbeitsprozess veränderten oder welche Auswirkungen Schichtarbeit auf die Familien haben konnte. Sie gingen den Veränderungen der Wohnverhältnisse nach und hinterfragten, wie die betroffenen Menschen ihre Wohnsituation empfanden. Sie erkundeten außerdem, wie viel Freizeit die Menschen in der Vergangenheit hatten und wie sich die Freizeitgestaltung im Laufe der Zeit verändert hat.Insgesamt reichten mindestens 59 interessierte Kinder und Jugendliche 33 Beiträge in Münster ein. Sie beschäftigten sich u.a. mit den Wohn- und Lebensverhältnissen armer Bevölkerungsschichten seit ca. 1780 in Münster, mit dem Freizeitverhalten der Bevölkerung Münsters und wie sich dieses innerhalb von zwei Jahrhunderten veränderte und recherchierten zum Kleingartenwesen in Münster am Beispiel des Kleingartenvereins „Münster-Nord“.
Anzahl Beiträge aus Münster: 34
Anzahl Teilnehmende aus Münster: 61
Anzahl der Preise in Münster: 14
Karte
Auf der Karte sind alle Orte markiert, zu denen Beiträge in diesem Wettbewerb geschrieben wurden.
4 SAB 329 - Informationen in der Freizeit – Motivationen für die Freizeit. Die Zeitungen als Spiegel des Freizeitverhaltens der Bevölkerung Münsters in zwei Jahrhunderten
4 SAB 330 - Menschenunwürdige Wohnungen – wohnungsunwürdige Menschen. Die Wohnsituation einkommensschwacher Bevölkerungskreise über einen Zeitraum von zwei Jahrhunderten
keine Angabe - Die Geschichte einer Flüchtlingssiedlung mit nebenerwerblicher Landwirtschaft - Die Wohnsiedlung Schürkamp in Münster-Mecklenbeck: Eine zweite Heimat für vertriebene Landwirte
keine Angabe - Die Anfänge des Urlaubs in Deutschland: Urlaub und Freizeitluxus – Geschenk oder Grundrecht? Eine Archivarbeit zur Situation der arbeitenden Bevölkerung zur Zeit des Kaiserreichs und der Weimarer Republik im Raum Münster/Ascheberg
Im Turnus von zwei Jahren loben Bundespräsident und Körber-Stiftung den Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten aus. In diesem Wettbewerb werden Kinder und Jugendliche seit 1973 dazu aufgerufen, ihre Lokal- oder Familien-geschichte zu erforschen. Eine Übersicht über alle Wettbewerbsthemen gibt es hier.
In keiner anderen Stadt haben seit 1973 so viele Kinder und Jugendliche am Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten teilgenommen, wie in Münster. In den letzten knapp 50 Jahren entstanden hier rund 1.700 Arbeiten, die auch historische Themen für die Stadtgeschichte neu erschlossen haben. Das Stadtarchiv Münster sammelt und archiviert diese Schülerarbeiten in seinem Lesesaal, wo sie einen einzigartigen Quellenkorpus zur Stadtgeschichtsforschung bilden.
Gemeinsam mit dem Stadtarchiv Münster hat das Institut für Didaktik der Geschichte an der WWU die Beiträge, die Münsteraner Kinder und Jugendliche im Geschichtswettbewerb einreichen, erfasst. Im Rahmen des Münster Hack 2020 und in Zusammenarbeit mit dem European Research Center for Information Systems wurde so eine einzigartige Datenbank erarbeitet, die zeigt, wie sich Münsteraner Kinder und Jugendliche mit ihren Beiträgen zum Geschichtswettbewerb in die Erforschung der eigenen Stadtgeschichte einbringen.