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Denkmal: Erinnerung - Mahnung - Ärgernis (1992 - 1993)

Denkmale sollen Geschichte vergegenwärtigen, können als Vorbild oder Abschreckung wirken, können Nachdenken und Handeln für die Zukunft anstoßen – Tun sie das? Taten sie das jemals? Denkmale sind stille Zeichen der Erinnerung und Mahnung, aber auch Steine des Anstoßes für politische Auseinandersetzungen. Helfen Denkmale uns, Geschichte besser zu verstehen? Was machen wir mit Denkmalen, die uns politisch oder historisch „falsch“ erscheinen; was tun, wenn sie lügen und verzerren, vertuschen und verfälschen? Staat und Privatleute geben viel Geld zur Erhaltung von Überresten der Geschichte aus – lohnt sich das? Die Ausschreibung von 1992 fordert die Jugendlichen auf, all diese Fragen kritisch zu reflektieren und den Denkmalsbegriff dabei weit zu fassen – vom Hünengrab und der Mietskaserne über die Gartenanlage bis zum Ehrenmal die unterschiedlichsten „Merkzeichen“ der Geschichte darf alles in Betracht gezogen werden und bezüglich des politisch-kulturellen Hintergrundes hinterfragt werden. In der Aufgabenstellung der Körber-Stiftung wird konkret darauf hingewiesen, dass die jungen Spurensuchenden auch Naturdenkmäler (z.B. Bäume oder alte Gärten und Parks), Grenzen (Überreste früherer deutscher Landesgrenzen/Zonengrenzen etc.), Denkmale der Arbeitswelt (z.B. alte Mühlen, Freilichtmuseen, Brunnen etc.) so wie auch Straßenbenennungen, ehemalige Verteidigungsanlagen oder Grabsteine erforschen können. Denkmal kann alles sein, was alt ist oder an Vergangenheit erinnert, solange dies von den Verfassern als ein solches interpretiert wird. Die Resonanz auf die Ausschreibung war im Blick auf die Geschichte des Wettbewerbs überwältigend – auch in Münster. Über 300 Teilnehmende beteiligten sich mit 60 Wettbewerbsbeiträgen daran, wobei die größte Zahl der Arbeiten sich mit sakralen Denkmälern wie Kirchen oder Friedhöfen sowie mit den Erinnerungsstätten jüdischer Geschichte und den Mahnmalen für die Opfer des Nationalsozialismus befasste. Zum Beispiel stand vor dem Münsteraner Schloss ein Jahr lang die „Black Form“, ein Mahnmal in Form eines schwarzen Steines, mit dem die amerikanische jüdische Künstler Sol LeWitt Trauer um die von den Nationalsozialisten ermordeten Juden ausdrückte. Nach dem Abriss des Objekts entwickelte sich ein Streit um das Denkmal. Einzelbauwerke wurden ebenso behandelt wie Skulpturen als Denkmäler, Personendenkmäler und Kriegerdenkmäler. Mit ihrer intensiven Erforschung der Denkmale bewegten sich die jungen Forschenden auf einem Terrain, das von der Geschichtswissenschaft erst in den nachfolgenden Jahren verstärkt in den Blick genommen wurde. Ein Neuntklässler beschäftigte sich z.B. intensiv mit der Entstehungs- und Nutzungsgeschichte des Sockeldenkmals „Der Engel mit dem Flammenschwert“, mit dem an die Gefallenen des Ersten Weltkriegs erinnert werden soll. Er skizziert dabei die Initiatoren, die Finanzierung, den Standort, den Künstler, die künstlerische Gestaltung und die Einweihung im Mai 1922 in Münster.
Anzahl Beiträge aus Münster: 54
Anzahl Teilnehmende aus Münster: 103
Anzahl der Preise in Münster: 11

Karte

Auf der Karte sind alle Orte markiert, zu denen Beiträge in diesem Wettbewerb geschrieben wurden.