Markers Map

Vertraute Fremde. Nachbarn in der Geschichte (2012 - 2013)

Unter dezidiertem Verweis auf die postmoderne, in vielen Bereichen zur Individualisierung und Atomisierung neigende zeitgenössische Gesellschaft, überschrieb die Körber-Stiftung den Wettbewerb der Jahre 2012/2013 mit dem Titel „Vertraute Fremde. Nachbarn in der Geschichte“. Kinder und Jugendliche wurden ermutigt, dem Anschein zunehmender Vereinsamung entgegentretende Beispiele für gelebte Nachbarschaft aufzuarbeiten. Ob Plausch am Gartenzaun oder Balkon, Nachbarschaftsinitiative oder Mehrgenerationenhaus. Nachbarschaft prägt unseren Alltag. Wie dies in Münster konkret ausgestaltet wurde und welchem Wandel Nachbarschaftsverhältnisse unterliegen und unterlagen, lässt sich im Stadtarchiv Münster in 126 Arbeiten von 226 Spurensuchenden nachverfolgen. Vier der untersuchten Arbeiten wurden mit einem Bundes-, 19 mit einem Landespreis prämiert. In Münster waren vor allem Gegenstände der Alltagsgeschichte beliebte Themen: Nicht nur die häufig von Konkurrenz und Rivalität geprägten Nachbarschaftsbeziehungen zwischen den Schulen der Teilnehmenden selbst, auch die erbitterte Konkurrenz zwischen dem SC Preußen Münster, dem VfL Osnabrück und dem DSC Arminia Bielefeld wurden von den jungen Forschenden aufgegriffen. Dass die nach Ende des Zweiten Weltkriegs hier stationierten britischen Soldaten in ihren Kasernen zum Teil der Nachbarschaft geworden sind, zeigen zahlreiche Arbeiten, die das Verhältnis zu ihnen betrachten. Einem Trend auf Bundesebene entsprechen die Betrachtungen zum Umgang mit jüdischen Mitmenschen zur Zeit des Nationalsozialismus – hier wurden Menschen (wortwörtlich) aus der Mitte der Gesellschaft zu Opfern von Hass, Gewalt und Menschenverachtung. Obwohl Mitmenschen, die schon lange Seite an Seite lebten, wurden die Juden verachtet, verfolgt, verschleppt, ermordet. Dass die Erfahrung eines gemeinsamen Alltags selbst solchen Grausamkeiten entgegenstehen kann, zeigen Arbeiten, die sich mit Nachbarschaftshilfe für verfolgte Jüdinnen befassen und nicht selten Heldengeschichten von eigenen Familienmitgliedern erzählen. Dass entgegen engstirniger Horizonte Nachbarschaft in unserer Gegenwart viel weitreichender begriffen wird, zeigt, dass der Wettbewerb 2012/2013 in Form von Sonderinitiativen und Stiftungskooperation auch für französische und polnische Kinder und Jugendliche geöffnet war. Dieses neue grenzüberschreitende Denken zeigt sich nicht nur in zwei Arbeiten zu den Partnerstädten Münsters sondern auch in zahlreichen Beiträgen, die sich mit der sogenannten „Hollandgängerei“, dem nicht immer offiziellen Grenzverkehr zu den von Münster aus nahe gelegenen Niederlanden befassen.
Anzahl Beiträge aus Münster: 126
Anzahl Teilnehmende aus Münster: 210
Anzahl der Preise in Münster: 23

Karte

Auf der Karte sind alle Orte markiert, zu denen Beiträge in diesem Wettbewerb geschrieben wurden.